Leseprobe aus "Rora Hunter - Die Prophezeiung der Morgenröte"
Aus dem Kapitel: "Sonderbare Begegnungen"

[...]

Ein plötzlicher lauter Knall ließ mich zusammen zucken! Ich drehte mich reflexartig um und mein Blick fiel auf das mir gegenüberliegende Fenster. Was ich dort sah schien mir gar unmöglich zu sein. Ein schwarzer Vogel klebte an der Fensterscheibe und begann zu glühen - nein er stand in Flammen! Er schmolz und brannte ein großes Loch ins Glas. Unvorbereitet darauf was als nächstes passierte, stand ich mitten im Gang und konnte nur zusehen, wie seine flüssigen Überreste nicht weit von mir auf den Boden tropften. Kurz darauf passierten viel zu viele Dinge gleichzeitig. Die umliegenden Fensterscheiben zersprangen und die Scherben fielen klirrend in alle erdenklichen Richtungen zu Boden. Schützend hielt ich mir die Hände vors Gesicht. Laute Sirenen ertönten, der Boden begann zu beben und ich hörte aufgewühlte Stimmen, Schreie und zahlreiche trappelnde Fußpaare. Die Flüssigkeit, die zuvor noch am Boden geklebt hatte, schwebte leuchtend in der Luft und nahm eine neue Form an. Mein Herz schlug unglaublich schnell. Was war hier los? Neugier packte mich, doch schlagartig wurde diese von anderen Gefühlen zur Seite gedrängt. Unbehagen, Panik, Furcht! Alles in mir schrie danach fortzurennen. Doch ich blieb wie versteinert stehen. Es war als würde sich dieses Wesen in mein Bewusstsein drängen und mich daran hindern. Alles schien auf einmal bedeutungslos zu sein. Wie in Trance sah ich zu, während die Gestalt der Flüssigkeit immer mehr der eines Menschen zu ähneln schien. Sie schwebte unmittelbar auf mich zu.
„Lauf! Lauf!!!“
Nur ganz langsam drang die Bedeutung dieser Worte zu mir durch und ich erlangte allmählich die Kontrolle über meinen Körper zurück. Ich nahm alles nur noch wie durch einen Nebelschleier war. Eine Person rannte auf das Wesen zu. Ich konnte sie nicht erkennen, doch ich tat was sie mir zuvor befohlen hatte. Ich rannte, wurde immer schneller und schneller. Ich raste die Gänge nur so entlang. Vorbei an den Klassenräumen, den Toiletten, den Umkleiden und geradewegs auf die Tür zu, die aus dem Gebäude hinaus auf den Sportplatz führte. Ich blieb an etwas hängen, panisch riss ich es mit mir mit. Gleich darauf fiel es und ging zu Bruch. Erschrocken wollte ich über meine Schulter zurückblicken, um zu sehen was es gewesen war, doch alles begann sich auf einmal zu drehen. Ich verlor den Halt und mir wurde schwarz vor Augen.

Als ich wieder zu mir kam, hörte ich leise Stimmen die über etwas zu diskutieren schienen. Langsam öffnete ich meine Augen. Erst nahm ich alles nur verschwommen war, doch dann wurde es klarer und mein Verdacht hatte sich bestätigt. Ich lag tatsächlich mitten im Krankenzimmer der Schule, auf einer weißen Liege. Rechts und links von mir saßen Beth und Lesly, die jeweils eine meiner Hände hielten.
„Ich bräuchte dann auch noch die Namen von euch Dreien“, meinte die etwas füllige Frau monoton, die neben einem jungen Mann im Türrahmen stand. Wahrscheinlich hatte sie den Schulunfall protokolliert. Nur welchen Unfall? Augenblicklich fiel mir alles wieder ein. Die Spinde, das Fenster, der Vogel, der kein Vogel war und meine abrupte Flucht. Was war mit dem Wesen passiert? Warum waren Beth und Lesly hier? Doch viel eher sollte ich mir wohl die Frage stellen: Wie war ich hierher gekommen?

[...]
 
Zurück zur Hauptseite

Buchcover
Jetzt als Softcover, Hardcover und E-Book bei Amazon erhältlich!